Leseprobe

173 versität. Vielmehr existierte durchaus ein Wechselspiel zwischen Studienaufenthalten an der Akademie und solchen an der Universität. Insofern können moderne Vorstellungen über das Bildungswesen, die sich rein an sprachlichen Differenzierungen wie »Universität« und »Gymnasium« orientieren, nicht auf die Frühe Neuzeit angewendet werden.29 Schließlich ist auch die Sprachverwendung in der Frühen Neuzeit vielfältig, bezeichnete der Terminus technicus »akademisches Gymnasium« beziehungsweise »Gymnasium illustre« eine Bandbreite von Schultypen, die wiederum nicht zwingend universitäre Studien anboten.30 Folglich konkurrierten »akademische Gymnasien« um dieselbe Besucherklientel wie philosophische Fakultäten an Universitäten.31 Wie sah aber nun die Klientel aus, die die Akademie der Hohen Landesschule zwischen 1665 und 1812 besuchte? MATRIKEL ALS QUELLENTYPUS Zunächst muss die Quellengattung »Matrikel« kurz vorgestellt werden. Das vom lateinischen Wort matricula (öffentliches Verzeichnis) abgeleitete Wort Matrikel geht als Diminutiv zu lateinisch matrix (Stamm-Mutter) auf das Etymon mater (Mutter) zurück.32 Im übertragenen Sinne handelt es sich also bei den Universitätsmatrikeln um ein Verzeichnis der Angehörigen einer bestimmten Hochschule. Matrikel sind insofern für die Sozialgeschichte von Bildungseinrichtungen und die Wissenschaftsgeschichte von hohem Erkenntniswert. Für die Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit stellen sie zudem den einzigen Dokumententyp dar, der umfassende, wennABB.1 Die Hohe Landesschule, unbekannt, Zeichnung, 1787, Medienzentrum Hanau/Bildarchiv, ohne Inv.-Nr.

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