Leseprobe

13 ABB.2 Ars Dulcis vitae nutricula, Daniel Meisner, 1625, Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe, Inv.-Nr.: HMH B 1989/94 HGV. GRIMMELSHAUSENS »SIMPLICISSIMUS«, MERIANS »TOPOGRAPHIA« UND DAS »POLITISCHE SCHATZKÄSTLEIN« Während des Dreißigjährigen Krieges, in dem das zweite lateinische Lobgedicht entstand, hielt sich für kurze Zeit auch der junge Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1620–1676) in Hanau auf. In seinem Hauptroman »Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch« ist Hanau der Ort, wo der Waisenknabe Simplicius seinen Namen Simplicissimus erhält und erfährt, dass der Stadtkommandeur Jacob oder James Ramsay (1589–1639) sein Onkel ist. Grimmelshausen wurde wahrscheinlich 1622 in Gelnhausen geboren. Lange Zeit las man seinen Roman als erweiterte Autobiographie des Autors. Das geht nicht auf! Dennoch gibt es nicht wenige, gut dokumentierte Parallelen zwischen dem Autor und seiner Romanfigur. Nach Hanau fliehen aus dem verwüsteten Gelnhausen der junge Simplicissimus wie der wohl zwölfjährige Hans Jacob im September 1634. Da war die Neustadt noch nicht einmal 40 Jahre alt. Zwar ist Grimmelshausens Roman keine Reise-, sondern eine Fluchtbeschreibung; mit großem Gewinn aber lässt sich das Hanau-Kapitel des »Simplicissimus« sowohl topographisch als auch historisch lesen. Die Neustadt wird allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Sie zog bereits seit ihrer Gründung zahlreiche Besucher an. Als der Frankfurter Verlag von Matthäus Merian (1593–1650) zwischen 1642 und 1688 seine 30-bändige »Topographia« veröffentlichte, nahm Hanau einen hervorragenden Platz ein. Denn der Text über Hanau im zuerst 1646 erschienenen Hessen-Band wurde mit zwei doppelblattgroßen Stichen

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