Leseprobe

197 Abb. 3 »Silver Crane« – ein sich langsam entfaltender und wieder schließender Kreis aus Kranichfedern. Rebecca Horn, 1984. SKD, Schenkung Sammlung Hoffmann Formalästhetisch lösen die »Floating Souls« sowohl in ihrer Form als auch Bewegung eine Erinnerung an die frühen Körperskulpturen vor allem vom Ende der 1960er-Jahre aus, als Rebecca Horn mit vorwiegend weichen Materialien wie Federn oder Stoff arbeitete, aus denen sie prothesenartige Körpererweiterungen, Masken und Objekte fertigte (Abb. 3).34 In damit durchgeführten Performances instrumentalisierte die Künstlerin ihren Körper als Antrieb und Motor und ermöglichte damit eine starke sensorielle Erfahrung, eine »interpersonelle Wahrnehmung«.35 Da Performances nicht ständig wiederholbar sind, haben sie ihre Zeitlichkeit. Im Laufe der 1970er-Jahre gewannen Horns Objekte durch Mechanisierung an Autonomie und wurden selbst zu autarken antropomorphisierbaren Akteuren,36 die nun auf die Betrachtenden als Impulsgeber angewiesen sind. Tinguelys, Whitings und Horns komplexe Objekte und Installationen wirken in ihrer analogen Mechanik und oft sichtbar nachvollziehbaren Funktion vergleichsweise bodenständig und unmittelbar, sie zielen auf direkte, klare Wirkungen ab oder sie sind inhaltlich mit deutlichen historischen Ortsbezügen versehen. Das Schaffen von Tony Oursler (geb. 1957) ist dagegen um einiges digitaler und deutlich psychologisierender.

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