Leseprobe

183 und wanderte 1904 in die USA aus, wo er als Verleger und Autor von Science-Fiction-Literatur bekannt wurde.8 In Gernsback vereinigte sich demnach technische Kompetenz mit literarischen Ambitionen. Der 1918 von ihm beschriebene Automatic Soldier tauchte nach dem Krieg als Radio-Polizist wieder auf, blieb aber zum Glück lediglich eine technische Fantasie (Abb. 2 und 3).9 Interessant sind hier die Details, etwa die Raupenketten an den Füßen. Da zweibeiniges Laufen nur schwer mechanisch nachvollziehbar ist, wurde diese Form der Fortbewegung sehr lange durch Räder simuliert. Der erste Roboter, mit dem der Öffentlichkeit zweibeiniges Laufen demonstriert werden konnte, war Asimo, den die japanische Firma Honda nach langjähriger Entwicklungsarbeit – nicht von ungefähr steht Asimo als Akronym für Advanced step in mobility – nach der Jahrtausendwende vorstellte.10 Abb. 3 Der Radio-Polizist. 1927. Abbildung in: Albert Neuburger: Technische Phantasien, in: Velhagen & Klasing Monatshefte 41, Feb. 1927, H. 6, S. 623 »Schnell ist die technische Phantasie bei der Hand: Sie hat bereits den ›Radio-Polizisten‹ gestaltet, ein eisernes Holzgefäß von Menschenform mit beweglichen Armen und Beinen. Im Inneren ein Benzinmotor, der das Monstrum bewegt, sowie ein Lautsprecher, der Befehle übermittelt oder nach Bedarf brüllt, um eine Einschüchterung herbeizuführen. […] Ein rotierender Kreisel, ein sogenanntes ›Gyroskop‹ hält die Figur im Gleichgewicht.« (Neuburger 1927, S. 629) Die 1920er-Jahre – Der Begriff Roboter kommt in die Welt Der heutige Begriff Roboter geht auf das 1920 veröffentliche Theaterstück R.U.R. des tschechischen Schriftstellers Karel Čapek (1890–1938) zurück. Auf Anraten seines Bruders Josef (1887–1945) hatte er diesen als Bezeichnung für die dort auftretenden künstlichen Menschen eingeführt. R.U.R. steht für Rossum’s Universal Robots, was der Übersetzer Otto Pick (1887– 1940) als W.U.R. für Werstands Universal Robots ins Deutsche übertrug (Abb. 4). Im Gegensatz zum heutigen Verständnis waren dies aber keine Maschinenmenschen, sondern Androiden, die auf biologischem Wege mittels eines »Lebensstoffes« erschaffen wurden. Das Stück fand rasch seinen Weg auf viele große Bühnen und trug so den neuen Begriff Roboter in die Welt. Im Gegensatz zum Theaterpublikum waren viele Kriegsrückkehrer mit einer viel brutaleren Realität konfrontiert. Nach schweren Hand- beziehungsweise Armverletzungen stieß deren Eingliederung in den Arbeitsprozess auf große Schwierigkeiten, wie in einem einschlägigen Aufsatz zu lesen ist: »Die Hand des Menschen […] bleibt vorläufig im ganzen unersetzlich. Insonderheit ist es unmöglich, das Verlangen zu erfüllen nach Prothesen, die Aussehen und Arbeit zugleich berücksichtigen.« Und das gelte auch, obwohl es bewundernswerte Einzelstücke gab, etwa »Götzens eiserne, den Spiess fest packende Hand«.11 Bekanntlich ließ sich Gottfried »Götz« von Berlichingen zu Hornberg (1480–1562), nachdem er im Kampf eine Hand verloren hatte, im Laufe seines Lebens zwei eiserne Prothesenhände anfertigen, bei denen die Finger mittels eines innenliegenden Mechanismus arretiert werden konnten und sich auf Knopfdruck wieder

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