Leseprobe

132 Abb. 2 Funktionsfähige Rekonstruktion einer Theatrum-mundi-­ Szene, Radebeul, 1999 Abb. 3 Einsicht in das Theatrum mundi »Venedig« von Max Kressig junior. Reproduktion nach einem Foto von 1930. SKD, Puppentheatersammlung, Inv.-Nr. 477 b Perspektivische Ansichten mit mechanischen Figuren hatte es schon im 16. Jahrhundert gegeben. Diese wurden vermutlich mit Kurbeln oder Gewichten angetrieben und hatten eine »Programmierung« auf einer Walze oder Nockenwellen. Solche »Figurenwerke« waren klein, boten nur wenig Zuschauenden eine freie Sicht, waren kostspielig, empfindlich, schwer zu transportieren und boten auch nur wenig Abwechslung.3 Erfinder des Theatrummundi war vermutlich der kaiserlich-privilegierte Maschinenmeister Johann Samuel Brede (auch Breede oder Breda) aus Hamburg. Über seinen Werdegang wissen wir wenig. Erstmals ist er 1710 zur Messe in Frankfurt am Main nachweisbar, dann 1719 in Solothurn und Zürich in der Schweiz. Zur Leipziger Michaelismesse 1721 gastierte er in Zotens Hof in der Nicolaistraße, anschließend im Neustädter Gewandhaus in Dresden.4 Nach eigenen Angaben hatte er zuvor ganz Westeuropa bereist. »[E]s nennet dieser Künstler diese Maschine: Un Theatre des vues & perspectives, oder einen natürlichen Schauplatz der Welt, und siehet man darinnen die anmuthigsten Prospecten und Ausbildungen, so nirgends anzutreffen, in Specie aber erscheinet aus darzu inventirten Machinen, unter andern die Dämmerung, wenn die Sonne untergegangen, und auffgehen will, die Abwechselung des Mond-Scheins, der Himmel mit Mond und Sternen gezieret, da das ab- und zunehmende Licht des Mondes, vom ersten Vierthel bis zum vollen Schein, und dann wieder bis zum letzten Vierthel zu sehen. […] Noch mehrere Curiositäten werden in dieser Machine denen Augen so exact mit aller Zierlichkeit vorgestellet, daß ein jeder gestehen muß, nichts dergleichen gesehen zu haben. Es haben viele Potentaten diesem

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