Leseprobe

53 für Belustigung oder boten Stoff für den gelehrten Diskurs. In jedem Fall enthüllten diese Automaten ihr Geheimnis nicht sofort – vielmehr wollten sie erkundet werden, denn individuell verschieden und nur schwer vorhersehbar waren ihre Funktionen, sobald das Triebwerk in Gang gesetzt wurde. Die Genauigkeit, mit welcher der neugierige Gast aus Augsburg viele der ihm präsentierten Stücke auch in ihren Bewegungsabläufen beschrieb, legt nahe, dass sie ihm tatsächlich vorgeführt worden sind. Seine Schilderungen beflügeln heute nur zu leicht die Fantasie und zeichnen das Bild vom Amüsement einer trinkfreudigen und zu teils derben Späßen aufgelegten höfischen Gesellschaft. Demgegenüber stehen die sehr spärlichen Schilderungen vom Gebrauch der Automaten durch eine festlich tafelnde Gesellschaft. Es stellt sich daher die Frage, ob sie tatsächlich regelmäßig bei einem Festmahl zum Einsatz kamen oder ob sie lediglich als technische Wunderwerke im Rahmen von Besichtigungen der Kunstkammer präsentiert wurden, wie sie Philipp Hainhofer 1629 erleben durfte. Einige der von ihm erwähnten Tafelautomaten haben sich bis heute erhalten, von anderen erfahren wir über die entsprechenden Inventare der Kunstkammer, sodass ein genauer Blick auf diese bis heute faszinierenden Kunstwerke möglicherweise weiteren Aufschluss über deren tatsächliche Verwendung geben kann. Abb. 1 Das Zuckerbankett. Franz Hogenberg, 1587. Kupferstich aus Dietrich Graminäus: Beschreibung derer Fürstlicher Güligscher ec. Hochzeit. Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. D V-8

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