Leseprobe

131 inhaltlich die Vorgeschichte und Wirkungen des Bauhauses Weimar ein- schließt (von van de Velde bis zur Entwicklung der HAB) und auf produk- tive, lebendige Aneignung und schopferische Auseinandersetzung mit den historischen Sachzeugen und Kunstwerken zielt«. 6 Die Gründung dieses Museums mit dem Schwerpunkt Bauhaus sei ein wesentlicher Baustein für die Profilierung der Stadt Weimar. Es ist das bleibende Verdienst von Rolf Bothe, Direktor der ehemaligen Kunst- sammlungen von 1992 bis 2002, das Bauhaus-Museum im Zusammen- hang mit der Neustrukturierung der Häuser der Kunstsammlungen schließ- lich begründet und realisiert zu haben. Bothe legte großen Wert auf den Sammlungsschwerpunkt Moderne insgesamt, um die Kunstsammlungen wieder an die Tradition fortschrittlicher Museumspolitik anzubinden. In seinem Museums-Entwicklungsplan, den er 1993 vorlegte, forderte er nicht nur gegen viele Widerstände eine ständige Präsentation der Bau- haus-Sammlung in der bis dato als Wechselausstellungsraum genutzten Kunsthalle, sondern perspektivisch außerdem einen Ergänzungsbau für dieses provisorische Bauhaus-Museum. 7 In Zusammenarbeit mit Michael Siebenbrodt wurde ein Themenschwerpunkt für das Haus entwickelt, der es im Verhältnis zu den Bauhaus-Sammlungen in Dessau und Berlin pro- filierte. Ohne großes Budget wurde das Museum quasi handstreichartig eröffnet. Es vermittelte insbesondere die Weimarer Jahre des Staatlichen Bauhauses mit seinem pädagogischen Konzept und den verschiedenen Werkstätten. Darüber hinaus wurde Van de Veldes Kunstgewerbeschule als Vorgängerinstitution des Bauhauses sowie die Staatliche Bauhoch- schule unter Otto Bartning in der Zeit von 1926 bis 1930 als dem Bauhaus nachfolgende Einrichtung vorgestellt. Für die Präsentation wurde die von Klaus-Jürgen Sembach für die vorangegangene Wechselausstellung »Johannes Itten und das frühe Bauhaus« auf Grundlage des Plakatent- wurfs von Joost Schmidt für die Bauhaus-Ausstellung 1923 entworfene, kongeniale Ausstellungsarchitektur übernommen und auf die Bedürfnisse einer dauerhaften Präsentation angepasst. Das Bauhaus-Museumwar in Weimar endlich angekommen und entwickelte sich zu einem wichtigen Anlaufpunkt insbesondere für auswärtige BesucherInnen. Der von Bothe prognostizierte Erweiterungsbau sollte sich bald als not­ wendig herausstellen: Die Bauhaus-Sammlung konnte immer nur in Aus- schnitten im alten Bauhaus-Museum gezeigt werden; daneben waren die klimatischen und ausstellungstechnischen Bedingungen im Grunde unter heutigen Standards nicht akzeptabel. Das Haus hatte keine eigene Ver- mittlung, geschweige denn Vermittlungsräume, kein eigenes Depot, keine ausreichenden Räume für einen einladenden Besucherservice mit Café oder Shop. Die Kunstsammlungen und dankenswerterweise auch der Freundeskreis der Kunstsammlungen (heute Freundeskreis des Bauhaus- Museums mit demNamen »Bauhaus–Weimar–Moderne. Die Kunstfreunde e.V.«) haben aufgrund dessen seit Frühjahr 2002 offensiv auf die Not- wendigkeit einer Erweiterung hingewiesen. Eine Machbarkeitsstudie für eine Erweiterung des Gebäudes am Theaterplatz wurde eigens vom Freun- deskreis finanziert und herausgegeben. Entgegenkommen wurde von der Politik signalisiert, scheiterte letztlich aber an den Trägerstrukturen, da

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