Leseprobe

113 kriegstüchtige Fuhrwerke – keine einfachen Transportmittel für Fourage,Ausrüstung, Mannschaft, sondern ausdrücklich Kriegs- wagen – ständig in »vorrath« zu halten, ist schon ein bemer- kenswertes Faktum, denn abgesehen von der Bereitstellung der Wagen mussten sie auch für den militärischen Einsatz nutzbar gemacht werden.Ausdrücklich wird in der Quelle herausgestellt, dass diese mit Hakenbüchsen aufrüstbar zu sein hätten. Das geht nicht ohneWeiteres mit einem bäuerlichen Heuwagen oder dem Mistfuhrwerk, sondern bedarf einer zweckorientierten Ausrüs- tung derselbigen, wenngleich das »Basisfahrzeug« durchaus auch ein simpler Leiterwagen sein konnte. Weitgehend schuss- sichere Beplankung des Wagens zum Schutz seiner Besatzung, Kranz oder Rahmen zur Verankerung von Haken- oder Tarras- büchsen, Ausrüstung mit Schanzzeug sowie Unterhangbeplan- kung zum Schutz gegen das Unterkriechen der (Wagenburg-) Fahrzeuge – das war als Minimum an Aufrüstung zu realisieren, sollten die Fahrzeuge ihrer militärischen Bestimmung auch ent- sprechen können. Dazu benötigte die Abtei qualifiziertes Perso- nal, daher sei hier die vorsichtigeVermutung formuliert, dass die Benennung und Ausdifferenzierung der recht großen Zahl ent- sprechender Spezialisten unter den »Angestellten« der Abtei – Riemer,Wagenknecht, Stallmeister, vor allem Ober- und Unter- schirrmeister –, wie sieThomas Schuler in seiner Untersuchung zum Klosterpersonal vornimmt, 13 in Aufstellung und Unterhalt der 50 Kriegswagen ihre Begründung finden könnte. Hinzu kommt, dass eine Anzahl von Klosterdörfern noch weitere fünf »Heerfahrtswagen«, also Wagen für Mannschaft und Gerät zu stellen hatten, die möglicherweise gleichfalls der Betreuung durch die Profession eines Schirrmeisters bedurften. 14 Für die Unterbringung der Wagen brauchte man gar nicht allzu viel Platz, weil die Fuhrwerke ziemlich modular aufgebaut waren. Räder, Achsen, Deichsel, Leitern und schließlich Planken für die Kriegsausstattung waren demontierbar und man hätte die Komponenten gut, sogar in denWirtschaftsgebäuden der Abtei, stapeln können. Vielleicht waren die klösterlichen Wagen, die »Basisfahrzeuge« selbst, sogar ständig im landwirtschaftlichen Gebrauch und man hat lediglich deren »Frontausrüstung« ir- gendwo gelagert. Das waren proWagen ein paar Dutzend mehr oder weniger massive Bretter. 15 Mit recht großen Kapazitäten sehen wir uns ebenso konfron- tiert, wenn wir der Frage nach dem Umfang des Aufgebots an Mannschaft nachgehen, die das Kloster im Kriegsfall zu stellen

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