Leseprobe

302 Things Matter. Zur Rubensrezeption in der zeitgenössischen Porträtfotografie Was auf den ersten Blick wie eine originalgetreue Reinszenierung von Mänteln, Kleidern und Kopfbedeckungen aus Renaissance und Barock wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Zusammenstellung unterschiedlichster Fundstücke des Alltagslebens, zum Teil einfacher Haus­ müll, aus denen Kostüme und Accessoires nach historischen Vorbildern entstanden sind. So be­ stehen Kleider und Pelerinen aus dünner Schaumfolie und anderen Verpackungsmaterialien (Kat. 95–96), vermeintlich goldene Zierhaken entpuppen sich als Verschluss-Clips (Kat. 101), wie sie beispielsweise bei Toastbrot-Packungen im Supermarkt zu finden sind. Jongmans entführt uns in eine Traumwelt, macht mit ihren Bildinszenierungen aber zugleich auf eines der gravierends- ten Probleme unserer Zeit aufmerksam: übermäßigen, oft unbedachten Konsum und die damit verbundene Zerstörung der Umwelt. Indem sie die Hinterlassenschaften der modernen Konsum- gesellschaft recycelt und daraus etwas Neues entstehen lässt, hält sie diesen Kreislauf an und weist gleichzeitig auf die globale Problematik hin. Jongmans, die in Tilburg Fotografie und Textildesign studiert hat, entwirft und fertigt die teilweise komplizierten Kostüme ihrer Modelle selbst an. Es kann daher Wochen oder sogar Monate dauern, bis die Vorarbeiten für ein einziges Foto abgeschlossen sind. 9 Den Entstehungsprozess beschreibt sie so: »I design and create every­ thing you see in the final image, it can take several weeks, sometimes months. In varying order, I research books featuring works by the old masters and when an idea hits me, when an image comes to mind, I explore it, I find the material, then I start ›building‹ a costume on a mannequin until something materializes.« 10 Kat. 98 SUZANNE JONGMANS Childhood 2015 Fotografie, 60×75 cm Suzanne Jongmans Courtesy Galerie Wilms Kat. 99 SUZANNE JONGMANS The Pile 2009 Fotografie, 75×95 cm Suzanne Jongmans Courtesy Galerie Wilms

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