Leseprobe

25 Messübungen konnten auf dem Dach des südlichen Gebäudeflügels berücksichtigt werden. Insgesamt befanden sich auf der südlichen Dachfläche sieben Pfeiler, von denen der mittelste mit einer kleinen drehbaren Kuppel versehen war. Hier fanden die geodätischen und astrono- mischen Messübungen der Studenten statt. Für fast vier Jahrzehnte wurde das Hochschulge- bäude in der Nähe des späteren Hauptbahnhofes zum Sitz des Geodätischen Instituts. Auch wenn das neue Gebäude nicht alle Belange einer geodätischen Lehreinrichtung optimal er- füllen konnte, so war doch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem alten Standort am Antonsplatz zu verzeichnen. Im Jahr 1888 wurde Nagel neben seiner Tätigkeit als Professor auch die Leitung des Ma- thematisch-Physikalischen Salons im Zwinger übertragen, eine Personalunion, die bereits Lohrmann inne hatte und die bis zum Ende der 1930er Jahre fortgeführt werden sollte. Nach einem arbeitsreichen Leben trat er im Jahr 1893 in den Ruhestand. Nagels Hauptverdienste bleiben seine Aktivitäten in der Landesvermessung und die feste Etablierung der Geodäsie in den technischen Wissenschaften. 1890, also noch zu Nagels Amtszeit, bekam das Königlich Sächsische Polytechnikum den Status einer Technischen Hochschule verliehen. Für die sich stetig weiterentwickelnde und wachsende Hochschule wurden die Platzverhältnisse im Ge- bäude am Bismarckplatz bald zu eng. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden deshalb die ersten neuen Gebäude auf dem heutigen Campusgelände in der Dresdner Südvorstadt. Während der Dienstzeit von Nagels Nachfolger, Professor Bernhard Pattenhausen, bezog das Geodätische Institut im Jahr 1913 neue, modernere Räumlichkeiten im zweiten Oberge- schoss des neu errichteten Bauingenieurgebäudes, des heutigen Beyer-Baues. Das vomArchi- tekten Martin Dülfer entworfene Gebäude mit dem markanten 40m hohen Sternwarten- turm wurde somit auch die neue Heimstatt der Instrumentensammlung. In Richtung des heutigen Fritz-Foerster-Platzes gelegen, war der Raum 155 als SammlungsraumGeodäsie vor- gesehen. In diesem befanden sich die wertvollen Instrumente in eigens dafür gefertigten Vi- trinen, von denen bis heute drei noch im Originalzustand erhalten werden konnten. Der Sammlungsraum besaß auch einen direkten Zugang zum benachbarten Hörsaal 154, dem damaligen Geodäsiehörsaal (Pattenhausen 1914). Die Verbindungstür ist noch heute vorhan- den, wenngleich nicht mehr in Benutzung. Der ehemalige Sammlungsraum 155 ist heute in mehrere kleine Räume aufgeteilt, die als Büros genutzt werden. Wilhelm Gotthelf Lohrmann (1796– 1840) , Gemälde von Johann Carl Rößler, um 1830 (Kunstbesitz der TU) Der Geodät und Astronom war Mit- begründer und erster Vorsteher der Technischen Bildungsanstalt und Oberinspektor des Mathematisch- Physikalischen-Salons. Christian August Nagel (1821 – 1903) am Repsoldschen Universal, Gemälde eines unbekannten Künstlers, o. J. (Privatbesitz) Nagel wirkte mehr als vier Jahr- zehnte am Geodätischen Institut und entwickelte die Geodäsie endgültig zu einer modernen Ingenieurwissenschaft.

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