Leseprobe

Die Sammlung Astronomisch-Geodätische Instrumente € € 24 fällt in Nagels Amtszeit. Eines der bedeutendsten Instrumente der heutigen Sammlung, das Repsoldsche Universalinstrument, wurde auf sein Betreiben hin für die Mitteleuropäische Gradmessung und die Königlich Sächsische Triangulation angeschafft. Wie aus Akten des Sächsischen Hauptstaatsarchivs hervorgeht, waren für die Beschaffung eines »geodätischen Apparates« im Jahre 1859 etwa 200–250 Taler veranschlagt worden. Nach der Konkretisierung der Pläne für die Nutzung des Universalinstruments und der Entscheidung für die Hambur- ger Firma Repsold beliefen sich die Kosten im Jahr 1861 auf immerhin stolze 1 000 Reichstaler (SHStA 15096 und 15098). Trotz des hohen Kaufpreises wurde die Direktion der Polytechni- schen Schule durch das Ministeriumdes Innern am 10. September 1861 ermächtigt, einen gro- ßen Theodoliten zu erwerben. Bei dieser Vermessung war Nagel neben den beiden Professoren Julius Weisbach (Frei- berg) und Carl Christian Bruhns (Leipzig) einer der drei sächsischen Gradmessungskommis- sare. Sie hatten den Auftrag, für das Königreich Sachsen ein trigonometrisches Netz erster Ordnung herzustellen, das aus insgesamt 36 Messpunkten bestand (Mitteleuropäische Gradmessung). Dieses Netz wurde durch weitere 122 Messpunkte zweiter Ordnung zusätz- lich verdichtet. Nagel kam hierbei die Aufgabe der trigonometrischen Vermessung und der Vermarkung der Messpunkte zu. Etliche der unter seiner Leitung entstandenen »Nagelschen Säulen« sind heute noch vorhanden und stellen Denkmäler sächsischer Vermessungsge- schichte dar. Diese Pfeiler dienten der Aufstellung der Instrumente während des Messvorgangs. Als Beispiele seien imRaumDresden hierzu stellvertretend die NagelschenVermessungssäulen auf dem Borsberg, dem Lilienstein, dem Gohlig und auf demWilisch genannt. Inmitten der Zeit von Nagels intensiven Arbeiten für die Landesvermessung bezog das nunmehrige Königlich Sächsische Polytechnikum im Jahr 1875 das neue Gebäude am damali- gen Bismarckplatz, etwa am Standort der heutigen Hochschule für Technik und Wirtschaft. Die neuen Räumlichkeiten wurden der gestiegenen Studentenzahl gerecht und boten auch dem Geodätischen Institut eine bessere und zeitgemäßere Unterbringung. Während sich im westlichen Gebäudeteil des zweiten Obergeschosses (zur heutigen Fritz-Löffler-Straße hin) die Assistentenzimmer und die Aufbewahrungsräume für die geodätischen Sammlungen be- fanden, wurde imnordwestlichen Eckteil des Gebäudes der Geodäsiehörsaal und daneben das Dienstzimmer Professor Nagels eingerichtet. Auch Beobachtungspfeiler für die geodätischen Durch Verordnung des Kgl. Hohen Min. d. Innern vom 10. September 1861 wurde die ehrerbietigst unter­ zeichnete Direction ermächtigt, einen großen Theodoliten, Universalinstru­ ment, zur Ausführung größerer trigo­ nometrischer Arbeiten zu bestellen mit der Bemerkung, daß seiner Zeit der Kostenbetrag anzuzeigen sei. Das erwähnte Instrument ist nun durch Prof. Nagel der rühmlichst bekannten Firma A. u. G. Repsold in Hamburg in Auftrag gegeben wor­ den und jetzt in guten Zustand hier angelangt. Aus einem Schreiben von Julius Ambrosius Hülsse, Direktor der Po- lytechnischen Schule, an das Innen- ministerium (SHStA 15100, Bl. 34) Auf der Plattform des Daches vom hinteren Querbau ist eine Anzahl fundirter Postamente für geodäti­ sche Zwecke, inmitten der Plattform (über einem der Postamente) ein kleines astronomisches Observa­ torium mit drehbar eingerichtetem Gehäuse, angebracht worden. Festschrift 1875 »Lohrmann-Observatorium« Im Turm des Beyer-Baus Blick in die Ausstellung, die einen Querschnitt der wichtigsten Expo- nate der Sammlung präsentiert. Die Besucher können im Rahmen einer Führung auch den großen Refraktor in der Kuppel besichtigen.

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