Leseprobe

23 Im bekannten Observatoriumsturm des Beyer-Baus, demWahrzeichen der Technischen Univer- sität Dresden, befindet sich eine Auswahl der wichtigsten Geräte der Sammlung historischer astronomisch-geodätischer Instrumente. In mehreren Vitrinen werden dem interessierten Besucher Geräte wie Theodolite, Nivelliere, eine Kippregel, Sextanten, astronomische Beob- achtungsuhren und Passageinstrumente gezeigt.* Die astronomisch-geodätische Sammlung hat ihren Ursprung im Gerätebestand des Geodätischen Instituts des damaligen Königlich Sächsischen Polytechnikums und der späte- ren Technischen Hochschule Dresden. Das bedeutet, die Mehrzahl der ausgestellten Instru- mente war in früheren Zeiten auch tatsächlich im Lehrbetrieb in Gebrauch. An der im Jahr 1828 gegründeten Technischen Bildungsanstalt wurden bereits in den ersten Jahren ihres Bestehens durchWilhelm Gotthelf Lohrmann geodätische Vorlesungen und Übungen durch- geführt. Die technische Entwicklung, insbesondere der Aufschwung des sächsischen Eisen- bahnwesens, machte die Ausbildung von Fachleutenmit geodätischen Kenntnissen dringend erforderlich. Lohrmann, der bereits seit 1827 die wertvollen Sammlungen des Mathematisch- Physikalischen Salons als Oberinspektor leitete, wurde auch der erste Vorsteher der Techni- schen Bildungsanstalt, deren erstes Domizil der ehemalige Gartenpavillon auf der Brühlschen Terrasse war. Zur damals noch recht handwerklichen vermessungstechnischen Ausbildung gehörte zum Beispiel die Geländeaufnahme sowie das Abstecken von Bauentwürfen. Die ge- samte Vermessungsausbildung war zu dieser Zeit noch sehr stark an das Bauwesen und die Architektur gekoppelt. Nach Lohrmanns frühem Tod im Jahr 1840 übernahm der eigentlich im Maschinenbau fachlich beheimatete Johann Andreas Schubert wesentliche Teile der geodätischen und as­ tronomischen Vorlesungen. Um Schubert von seinen umfangreichen Verpflichtungen zu entlasten, konnte ab 1849 Schuberts ehemaliger Schüler Christian August Nagel als dessen Assistent und ab 1852 als »Ordentlicher Lehrer« für Geodäsie an der nunmehrigen Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule seinen Dienst antreten (Peschel 1953). Die Geodäsie wurde somit erstmals zu einem separaten Lehrfach erhoben und ein eigenständiges Geodätisches Institut konnte aufgebaut werden, dessen erster Sitz sich im 1846 neu erbauten Gebäude am Antonsplatz befand. Durch diesen Schulneubau konnte die im ehemaligen Brühlschen Pavillon und auch in der seit 1833 zweiten Heimstatt der Technischen Bildungsanstalt im ehemaligen Rüstkammergebäude am Jüdenhof permanent herrschende Raumnot zumindest vorüber- gehend einigermaßen gelindert und die Arbeitsbedingungen für Schüler und Lehrkräfte verbessert werden. Mit Nagel nahm ein ausgewiesener geodätischer Fachmann seine Tätigkeit auf, der im Laufe seiner mehr als 40jährigen Dienstzeit den Instrumentenbestand umfassend moderni- sieren und erweitern konnte. Die Neuanschaffung vieler wertvoller Vermessungsinstrumente Die Sammlung Astronomisch-Geodätische Instrumente LUTZ GRAEFE √ Großes Universalinstrument der Firma Pistor & Martins (1862) Es zählt zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken der Samm- lung. Nagel setzte es neben dem Repsoldschen Instrument bei den Arbeiten zur Mitteleuropäischen Gradmessung ein. *Wegen Sanierung des Beyer-Baus ist das Observatorium voraussicht- lich erst 2024 wieder zugänglich.

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