Leseprobe

107 15 Grabstele des Stratonikos Aquarellkopie in Originalgröße auf naturweißem Karton. 1907 in Volos von Émile Gilliéron im Auftrag der Grabungsleitung gefertigt, Duplikat 1908 von Carl Robert für das Museum erworben (Accessions- Journal Nr. 2906). Profilierter Holzrahmen, UV-geschützt verglast. Wasserflecken am unteren Rand. Aquarell B 59 cm, H 83 cm Blatt B 75 cm, H 97 cm Rahmen B 87 cm, H 110 cm Original Archäologisches Museum Volos, Inv. Λ 9. Grabstele aus weißem Marmor, bemalt. 1907 in Demetrias (Pagasai), Turm A gefunden. Obere Kante der Stele beschädigt, Malerei gut erhalten. Ende 3. –Anfang 2. Jh. v. Chr. B 56 cm, H 79,5 cm, T 20 cm Epigramm Στρατόνικος Στράτωνος. ψυχὴν μὲν ἐν Eἰδομένῃ προελίνπα- νεν, ὀστέα δὲ ὧδε μητρί τε καὶ ἀδελφῇ ἀνιηρὸν κῆδος ἵκανεν. Stratonikos, Sohn des Straton. Die Seele ist in Eidomene zurückgelassen, die Knochen aber kamen hierher, der Mutter und Schwester zur schmerzlichen Trauer. (Umschrift: Peek 1955, 525 Nr. 1752; Übersetzung: H. Löhr) Die Marmorstele in Form eines Naiskos ist mit gemalten architek­ tonischen Details versehen. Am Epistyl steht eine Inschrift in schwarz ausgemalten Buchstaben, die Stratonikos als Sohn des Straton nennt. Darunter befindet sich auf ockerfarbenem Grund in kleineren Buchstaben ein Epigramm. Demnach ist der Krieger Stra­ tonikos bei der makedonischen Stadt Eidomene am Axios (Thuk. 2, 100) gefallen. Die Darstellung zeigt eine Dexiosis zwischen dem sitzenden Vater Stratos und seinem verstorbenen Sohn Stratoni­ kos. Der junge Krieger wird als bewaffneter Soldat im kurzen roten Chiton und Panzer, über den ein weißer Mantel gelegt ist, gezeigt. Sein Vater ist in ein Himation gehüllt und trägt an den Füßen Sandalen. Um den jung gefallenen Stratonikos trauern seine Mutter und Schwester. Der Zweizeiler drückt die Trauer und die Trennung von Seele und Körper aus, denn nur die Gebeine kamen zurück nach Hause. Die schwarze Strichzeichnung einer Herme befindet sich am unteren Ende des rechten Pilasters des Naiskos. Das Kolorit des Bildes weist an den Kapitellen, dem Eierstab und am Sitzkissen des Vaters ein intensiv leuchtendes Blau auf, der Bildhintergrund ist violett gefasst und die Inschrift ockerfarben hinterlegt. Schwarze Farbe findet sich in den Buchstaben der Inschrift. Die Mäntel der Verstorbenen leuchten weiß, ansonsten bestimmen Ockerfarben das Bild. Die jugendlichen Gesichter der beiden sind bis in die kleinsten Details etwa der Nasen- und Mundpartien gut erhalten, was sie von der sonstigen Erhaltung heraushebt und zur Frage führt, ob am Originalbild – die Farben an den Architekturteilen scheinen verändert – restaurativ ›geschönt‹ wurde, oder aber der Kopist ein stärkeres Kolorit wählte. Publikationen zum Aquarell Robert 1920, 3 Nr. IVa.3; Löhr 2012, 86 Abb.; Löhr 2013 a, 42 Abb. Inschrift Peek 1955, 525 Nr. 1752 Literatur Arvanitopoulos 1908, Taf. 3; Arvanitopoulos 1909, 122–127 Nr. 9; Arvanitopoulos 1928, 143–146 Abb. 166–169, Taf. 1; von Graeve 1979, 115 Anm. 20, Taf. 5.3; von Graeve – Preußer 1981, 125 Abb. 3; Lorenz 2019, 229 f. Nr. G 93; Helly im Druck, Nr. 409

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1