Leseprobe

72 Als der Gärtner Hans Dippel 1929 aus Heidelberg nach Altenburg kam, erwartete ihn auf dem Grund­ stück des Nähmaschinenfabrikanten Karl Dietrich (1881–1946) ein anspruchsvoller Auftrag: die Gestal­ tung von dessen etwa 8000 Quadratmeter großem Privatgarten. Im Unterschied zu den einheimischen Gärtnern, die sich nur mit Blumen und Bäumen auskannten, wusste Hans Dippel auch mit Stauden umzugehen. Das war etwas Besonderes. Karl Diet­ rich, ein begeisterter Hobby-Dendrologe, wollte einen Garten mit besonderer Bepflanzung und außer­ gewöhnlicher Gestaltung. Er kannte die Fähigkeiten des Gärtners Dippel. In einem Gespräch erinnerte sich Hans Dippel später: »Nach zwei Jahren war der Garten in eine kultivierte Grünfläche aus Stauden, Blumen, Bäumen und Gräsern verwandelt, die sich im Rhythmus der Jahreszeiten farblich veränderte.« 1 Schon damals stand der Garten interessierten Freun­ den und Besuchern der Familie offen, mit denen Karl Dietrich gern über seine Pflanzen sprach. Hans Dippel: der Landschaftsgärtner Hans Dippel, 1903 in Neumünster in eine Großfamilie hineingeboren, begann nach dem Abschluss der Volks­ schule eine Gärtnerlehre in der Gärtnerei Timotheus Roggenbrod. Um sich auf verschiedensten Fachgebie­ ten weiterbilden zu können, arbeitete er danach in mehreren Gärtnereien. Als Gasthörer besuchte er für zwei Semester die Höhere Lehranstalt für Gartenbau in Pillnitz. Für einen Studienabschluss fehlten seiner Familie jedoch die finanziellen Mittel. 1929 kam Hans Dippel nach Altenburg. Im Auftrag der Gartengestaltungsfirma Kayser & Seibert aus Heidelberg sollte er hier den Privatgarten des Fabri­ kanten Karl Dietrich anlegen. Seine eigene Stauden- und Landschaftsgärtnerei am Zschernitzscher Berg gründete Dippel 1931. Zwei Jahre später heiratete er Elisabeth Kämpfer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Dippel zum Kriegsdienst eingezogen. Als Krankenwagenfahrer und Sanitäter war er bis 1945 im Einsatz. Am 28. Februar 1949 wurde Hans Dippel ohne die Angabe von Gründen DER BOTANISCHE GARTEN Angelika Forster & Jacqueline Glück Abb. 1 Lageplan der zum Fabrikantengarten Dietrich (später zum Botanischen Garten) gehörenden Grundstücke, 1925, Bauarchiv Akte Nr. 506/11a, Stadtverwaltung Altenburg

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