Leseprobe

Die Geschichte der Kunstschule Plauen 1877–1945 33 Weiß gestrichen. 24 Entgegen späterer Vorwürfe brachten sich die neuen Lehrer konstruktiv in den Lehrbetrieb ein und waren im städtischen Leben aktiv. Avenarius entwickelte im Auftrag der Stadt eine Ehrenurkunde für Mitarbeiter. 25 1933 endete die Ära Karl Hanusch mit seiner Entlassung. Davon waren auch einige seiner Kollegen betroffen. Direktor Georg Schauer (1934−1945) Noch im Juni 1933 beauftragte das Wirtschaftsminis- terium die Handelskammer in Plauen, die Kunstschule mit der Sächsischen Höheren Fachschule für Spitzen-, Stickerei- und Konfektionsindustrie zusammenführen. Im September 1933 schrieb die Handelskammer Plauen die Stelle des Direktors neu aus. Gesucht wurde ausdrücklich ein herausragender Textilkünstler, der sowohl Unterricht im Entwerfen und in der Stickerei- als auch in der Webereiklasse geben konnte. 26 Mit der Berufung von Georg Schauer im Jahr 1934 hatten die neuen Machthaber unbewusst einen Glücksgriff getan. Er war ehemaliger Schüler der Kunstschule und arbeitete 1933 als freischaffender Künstler und Entwerfer in Chemnitz. Trotz seiner Mit- gliedschaft in der NSDAP war er dieser nicht hörig. Im Rahmen der Schulzusammenlegung erfolgte eine erneute Umbenennung in Staatliche Kunst- und Fachschule für Textilindustrie Plauen. Der notwendig gewordene Neubau einer Maschinenhalle konnte im Juni 1935 feierlich eröffnet werden. Direktor Schauer stellte den ehemaligen Schü- ler Reinhard Metz als Lehrer an. Dieser gab mit Be- geisterung das unter Hanusch Gelernte an seine Schü- ler weiter. 27 1941 wurde er wohl gerade deshalb zur Wehrmacht einberufen. Aus Protest soll seine Klasse daraufhin geschlossen die Kunstschule verlassen haben. 28 Georg Schauer war bereits 1939 zumWehr- dienst verpflichtet worden, wohl auch auf Bestreben der Handlanger Mutschmanns. Kuno Blässig leitete von da an amtierend die Schule. Bis 1945 erlangten Modeschule und Fachschulausbildung größere Be- deutung, da der Anteil männlicher Schüler mit Kriegs- beginn zurückging. Die Jahre waren vor allem durch die künstlerische Lehrtätigkeit von Walter Löbering und Kurt Geipel geprägt. 1942 erfolgte eine nochmalige Umbenennung in Meisterschule für Textilindustrie Plauen i.V. – Staat- liche Fachschule und Berufsfachschule für Entwerfer, Modezeichner, Direktricen und Damenschneid er. In der Bombennacht vom 10. April 1945 wurde das Gebäude der Kunstschule vollkommen zerstört (Abb. 6). Obwohl die Keller als bombensicher galten, wurden die dort untergebrachten wertvollen Samm- lungen ebenfalls vernichtet. 31 Menschen fanden in dem Luftschutzkeller den Tod. 29 Nach 1945 wurde der Versuch eines Neuan- fangs zuerst in der Rähnisstraße 19 und dann in den Räumen der ehemaligen Stickerfachschule Heubner- straße 1 unternommen. Es gelang, die 1937 gegründete Modeschule unter der Bezeichnung »Meisterschule« weiterhin zu betreiben. 1951 wurde die Ausbildung nach Chemnitz verlegt, bevor die Abteilung Bekleidung mit Ende des Schuljahrs 1953/54 in die Fachschule für Mode in Berlin eingegliedert wurde. 30­ Abb. 8 Blick von Bären- stein auf Plauen und die zerstörte Kunstschule, 1945. 24 SächsStA-D 11125, 18130, S. 20−23. 25 StadtA Pl, III/III/XIII/78. 26 SächsStA-D 11125, 18139, S. 8−9, 21. 27 Nachlass R. Metz, Vogtlandmuseum, Lebenslauf. Dank R. Metz ist eine beträchtliche Sammlung von Schüler­ arbeiten aus der Zeit Hanuschs erhalten geblieben. Auch Werke aus seiner Lehrerzeit haben die Zeit überdauert. 28 Ficker: Sammlung Friedbert Ficker, 1991, o.S. 29 Auskunft Gerd Naumann. 30 Käppler: Ingenieurschule für Textilindustrie Karl-Marx-Stadt, 1957, S. 15.

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