Leseprobe

44 Regina und Andreas Ströbl, Dana Vick »…und keine Qual rühret sie an«? Rettungsmaßnahmen in der Grablege derer von Bünau in Burkhardswalde bei Pirna Abb. 1 Blick in die Gruft nach Nordosten. 1752 als Grablege genutzt wurde. 4 1898 überbaute man den Gruftzugang mit einem Altarpodium. 5 In der Chronik des Pfar­ rers Berthold wird die Gruft 1927 erwähnt. In jenem Jahr hat­ te die Gemeinde erwogen, die Särge auf den Friedhof umzu­ betten und somit die Bestattungen in der Gruft aufzulösen. 6 Am Ende des Zweiten Weltkrieges und den Folgejahrzehnten entstanden durch Plünderung und Vandalismus massive Schä­ den. Der um 1960 vorgenommene luftdichte Abschluss des Grufteingangs mit einer Betonplatte führte zu einem rapiden Anstieg der Feuchtigkeit. Der Zugang erfolgt über eine breite Wendeltreppe, die in einen 44,5 Quadratmeter großen Raum mit zweijochigem Kreuzgratgewölbe führt. Im eigentlichen Grabraum befinden sich fünf separate Einzelgrabkammern, von denen drei von Plünderern eingeschlagen worden waren (Abb. 1) . Auf und ne­ ben diesen Kammern standen zahlreiche Holzsärge, die zum einem durch die Feuchtigkeit instabil geworden und teilweise Das Bibelwort aus dem »Buch der Weisheit« 1 hat ein Künstler 1670 auf den Sarg der Agnesa Catharina von Bünau gemalt, der im Alter von 26 Jahren verstorbenen Gemahlin von Gün­ ther II. von Bünau (1626–1674). 2 Die Familie von Bünau hat wie alle Besitzer einer solchen Gruft niemals mit tiefgreifenden Erschütterungen der sozialen Ordnung gerechnet, in deren Folge Hand an die im vermeintlichen Schutz der Kirche ste­ henden und von gesellschaftlichem Respekt getragenen Grab­ legen gelegt werden würde. Sie waren völlig gewiss, dass die Leichname ihrer Vorfahren und Angehörigen nicht angerührt würden. Doch sie sollten sich irren. Die Begräbnistradition des Weesensteiner Zweigs derer von Bünau war über anderthalb Jahrhunderte eng mit der Burk­ hardswalder Kirche verbunden. An die Nordseite des Chores der um 1523 erbauten Saalkirche 3 hatte Rudolf III. auf Wee­ senstein und Blankenstein wahrscheinlich um 1600 eine Be­ gräbniskapelle mit unterirdischer Gruft errichten lassen, die bis

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