Leseprobe

· 185 · verzichtete, tat dies ausdrücklich nur für seine Person, nicht aber für die Gesamt­ familie. Damit rückte Prinz Georg an die Spitze der wettinischen Familie und wurde nolens volens zum Träger der damit noch verbundenen Herrschaftsansprüche und zur Projektionsfigur einer möglichen Wieder- einführung der Monarchie in Sachsen. Und auch wenn Prinz Georg schon in jenen Tagen mit einer geistlichen Karriere liebäugelte, so verzichtete er dennoch nicht formell auf die sächsische Thronfolge. Die Rolle eines Kronprinzen blieb für Georg zunächst noch virulent. Mit der endgültigen Entscheidung für das Priesteramt, die Georg im September 1919 seinem Vater mitteilte, wusste er zwar zwei jüngere Brüder bereit, die entstehende dynastische Lücke zu füllen. Dennoch ver- folgte ihn das Gefühl, eine wichtige fami­ liäre Stellung verlassen zu haben, fühlte er sich den Sachsen gegenüber als ein »Fah- nenflüchtiger«. 3 Last und Verpflichtung der wettinischen Tradition machten ihm trotz des beharrlichen Fortschreitens auf dem Weg zum Priester deshalb weiter zu schaf- fen. Dass sein jüngster Bruder Ernst Hein- rich 1921 heiratete und diesem ein Jahr später ein Sohn geboren wurde, erleichter- te Georg, der nun wenigstens »die Zukunft meines Hauses [...] gesichert« sah. 4 Als Georg am 15. Juli 1924 mit 31 Jahren am Grab der heiligen Hedwig von Andechs in Trebnitz (Schlesien) durch seinen Heimat­ bischof Christian Schreiber (Bistum Dres- den-Meißen) zum Priester geweiht wurde, Links oben: Die königliche Familie zur Priester­ weihe von Prinz Max vor der Villa Strehlen, v. l. n. r.: Prinz Friedrich August mit seiner Ehefrau Prinzessin Luise und den Prinzen Georg und Friedrich Christian, Kronprinz Georg, Prinz Max, Foto, 1896. Links unten: Friedrich August mit seinen Kindern am Frühstücksplatz im Schlosspark Pillnitz beim Wasserpalais, Postkarte, um 1909. Oben: »Ich verzichte auf den Thron.« Abdankung Friedrich Augusts III. am 13. November 1918. Unten: Kronprinz Georg mit Gerte, Foto, 1919.

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