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429 des von ihmausgesuchtenQuerfurth schicken. Ich kannmich mit Notlügen nicht behelfen und denke auch nicht, daß die Habsucht so arg seinwird, schicke also das Bildmit demCom- pliment, ich hätte schon davon disponirt, bäte es mir aber bald wieder aus. Es gehen ein paar Tage hin, ohne daß ich etwas erfahre; in der erstenHitze wollte ich nicht hingehen. Denn das Gemälde wäre wohl noch zu verschmerzen gewesen, wenn nicht die Folge zu befürchten wäre, und ich mein Eigentum verstecken müsse als ob ich es gestohlen«. 18 Schon allein der Umstand, dass Hagedorn aus Misstrauen nur ungern sein Gemälde an Heineken übersandte, der es schließ- lich ungefragt an Brühl weiterreichte, verweist auf das ange- spannte Verhältnis. Sein Ärger offenbarte sich unmittelbar in einer Äußerung gegenüber seinemBruder: »Mir tun vomAch- selzucken die Schultern wehe. Laß dich nicht gereuen dies zu lesen, denn es führt dessen Inhalt auf eine nöthige Kenntnis einer Hauptperson [Heineken]. Ich kann dich versichern, daß ich mich darüber so geärgert, daß ich mir meinen ganzen Magen dabei verdorben und dieser Tage Rhabarber undWein- stein genommen.« 19 Zähneknirschendmusste Hagedorn diese Demütigung hinnehmen und es war nicht das erste Mal, dass er aufgrund seiner Abhängigkeit von den maßgeblichen Ak- teuren in Kunstfragen am sächsischen Hof in dieser Weise zu- rückstecken musste. Allein die Hoffnung, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch reüssieren zu können, scheint für Hage- dorn die Situation erträglich gemacht zu haben. Nachdem er den diplomatischen Dienst quittiert hatte und da- durch finanziell nicht besonders gut gestellt war, versuchte Hagedorn, seine Gemäldesammlung zu veräußern, wozu es allerdings nicht kam. 20 Der Erfolg stellte sich bei Hagedorn dann aber nach dem Tod Augusts III. und des Grafen Brühl und der Entlassung Heinekens aus dem Staatsdienst ein. Am 24. Dezember 1763 erfolgte die Ernennung zum »Generaldirec- tor der Künste und semmtlicher dahin gehörigen Academien, Gallerien und Kunstsammlungen«. 21 Die Übergabe der Amts- geschäfte an Hagedorn, vor allemdie Leitung des Kupferstich- kabinetts, seinem Lebenswerk, muss Heineken besonders ge- schmerzt haben. 22 Anmerkungen 1 Grundlegend zu Algarotti: Hans Schumacher, Brunhilde Wehin- ger (Hg.): Francesco Algarotti. Ein philosophischer Hofmann im Jahrhundert der Aufklärung. Hannover 2009. 2 Der Originaltext lautet: »Nous avons ici le marquis d’Arlgarotti [sic!], jeune homme qui sait les langues et les mœurs de tous les pays, qui fait des vers comme l’Arioste, et qui sait son Loke et son Neuton.« Brief Voltaires an Nicolas-Claude Thieriot (1696–1772) vom 3.11. 1735. In: Theodore Berstermann (Hg.): Les œuvre complètes de Voltaire / The complete works of Vol­ taire. Bd. 87: Correspondence and related documents, Tl. 3: Mai 1734– Juni 1736, Genf 1969, S. 241 f., Brief Nr. D 935, zit. nach Rita Unfer Lukoschik: Hors de Paris point de salut? Francesco Algarotti als Kulturvermittler zwischen Preußen, Sachsen und Italien. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 2009, H. 1, S. 9–45, hier S. 13. Es irritiert, dass Voltaire Algarotti hier schon als Grafen tituliert, obwohl er diesen Titel erst 1740 verliehen bekam. 3 Wieland Giebel (Hg.): Francesco Algarotti. Briefwechsel mit Friedrich II. Berlin 2008, S. 16. Friedrich II. an Algarotti, 1.9.1739. 4 Vgl. Norbert Schmitz: Der italienische Freund. Francesco Alga- rotti und Friedrich der Große. Hannover 2012, S. 222. 5 Am 16. Dezember 1740 hatte mit dem Einmarsch preußischer Truppen in Schlesien der Erste Schlesische Krieg begonnen, der erst am 28. Juli 1742 mit dem Berliner Vertrag beendet wurde. 6 Abgedruckt in: Opere del Conte Algarotti. Edizione Novissima. Bd. VIII, Venedig 1792, S. 351–388. Vgl. Hans Posse: Die Briefe des Grafen Francesco Algarotti an den sächsischen Hof und seine Bildkäufe für die Dresdner Galerie 1743–1747. In: Jahr- buch der Preußischen Kunstsammlungen Berlin 52 (1931), S. 1–73, hier S. 7 ff. Abb. 2 Anton Graff Christian Ludwig von Hagedorn , 1772 Öl auf Leinwand, 64,3 × 52,5 cm UL, Kustodie/Kunstsammlung, Inv.-Nr. 1951/133 Foto: UL

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