Katalog

193 Mit den Textilien des Herstellers Marimekko drangen in den 1960er-Jahren neue Farbklänge in die Wohnungen. Die mutigen, farbigen und plakativen Muster mit Referen- zen an die Pop- und Op-Art setzten im Raum starke Ak- zente. Pink, Tomatenrot, Orange, Apfelgrün, Sonnengelb und Türkis galten nun als chic. Marimekko wurde 1951 als Schwester der bereits eta­ blierten finnischen Textilfirma Printex gegründet. Das Label konzentrierte sich auf bedruckte Baumwollstoffe, wobei die Textilien gleichermaßen für die Innenraumgestaltung als auch für die Mode gedacht waren. Bereits im selben Jahr veranstaltete Marimekko eine Modenschau mit bun- ten Sommerkleidern aus ihrem Stoffsortiment in einem Restaurant in Helsinki. Der große Erfolg war nicht nur der Firmenleitung unter Armi Ratia zu verdanken, sondern ge- bührt auch Maija Isola. 1949 erhielt sie eine Anstellung als Chefdesignerin bei Printex, wo sie zu Beginn ihrer Karrie- re schon abstrakte Dekore entwarf. Ab 1951 zeichnete sie für Marimekko und sollte die Marke nachdrücklich prägen. Von ihr stammten viele der beliebtesten Muster, die immer wieder neue Auflagen erfuhren. Die preiswerten bedruck- ten Baumwollstoffe verwandelte Isola durch ihre kühnen Dessins in avantgardistische und zugleich elegante Texti- lien. Auf der Expo ’58 in Brüssel, der ersten Weltausstel- lung nach dem Zweiten Weltkrieg, präsentierte sie erfolg- reich ihre Stoffe. Marimekko entwickelte sich in den 1960er-Jahren zum Trendsetter nicht nur in Finnland und Europa, sondern auch in den USA. In den Vereinigten Staaten rief die verblüffende Originalität der Stoffe große Bewunderung hervor. Jackie Kennedy, die Stilikone ihrer Zeit, besaß mehrere Kleider des finnischen Unternehmens und förderte so die Publicity. Von 1957 bis 1959 erschien Maija Isolas erste Serie von 30 Dessins mit dem Namen »Luonto« (Natur), deren stili- sierte naturalistische Pflanzenmotive als Silhouetten wie- dergegeben waren. Es folgten weitere Arbeiten in diesem Stil und die Barockserie »Nutur« mit vereinfachten, flächi- gen Stilmustern. Daneben arbeitete die Künstlerin mit grafischen Mustern, die sie in den 1960er-Jahren sche- matisierte und dramatisch zu Farbflächen vergrößerte. Es entstanden beispielsweise »Kaivo« (»Quelle«, 1964) oder »Melooni« (»Melone«, 1963), die einen nachhaltigen Ein- fluss auf die Interieurgestaltung haben sollten. 1964 schuf Maija Isola mit »Unikko« (»Mohnblume«) ihren erfolgreichs- ten Stoffentwurf, der seit seinem Erscheinen durchgängig produziert wird. Die großflächigen, stark stilisierten Mohn- blumen stehen in wechselnden Reihen in Scharlach- und Purpurrot vor weißem Grund. Das Innere der Blüten betont eine schwarze Narbenscheibe und schwarze Stängel ver- binden die Blumen miteinander. Isolas stark grafische Stoffmuster wurden nicht nur zum Symbol für die Textilien von Marimekko, sondern auch für eine neue, spezifisch finnische Richtung im Design. Noch heute sind sie Inspirationsquelle für viele junge Designer und finden zahlreiche Nachahmer, wie ein Blick auf die Textilien des schwedischen Möbelhauses IKEA beweist. ST Literatur Tommi Koivist, Marimekko: in patterns, San Francisco 2014. | Pekka Korvenmaa, Finnish Design. A concise history, London 2014. | Marianne Aav (Hrsg.), Marimekko: fabrics fashion architecture, The Bard Institute for Studies in the Decorative Arts, Design and Culture, 2004, New York 2004. Saalkante des Stoffes »Unikko«

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