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32 | 33 | NaturWelten | Fossil eines Fischsauriers Das Urvieh mit nach oben gereckter Schnauze muss bedrohlich ausgesehen haben im Wohnzimmer des Fotografen Ernst Schwitters. Ob der Sohn des berühmten Dadaisten Kurt Schwitters wusste, dass das Stück sozusagen falsch herum aufgehängt war? Das fossile Skelett ragte bei der Auffindung wahrscheinlich aus dem umgebenden Sediment heraus, präpariert wurde daher von der weniger verwitterten Unterseite. Der Schädel, der heute so markant auf den Betrachter zuweist, lag also in der richtigen Orientierung tiefer als der Rest des Körpers. Präparatoren beschreiben diese schräge Kopflage scherzhaft als »kamikaze-artig«, als ob der Fischsaurier schief in den Schlamm hinein gerammt wäre. Tat- sächlich drang der sehr schwere Schädel beim Absinken des Fischsaurier-Kadavers nur auf- grund des hohen Gewichts tiefer in den Schlamm des damaligen Meeresbodens ein als der restliche Körper. Die Ablagerung der Fischsaurier-Leiche vor über 190 Millionen Jahren kann sich nicht allzu weit von einer damaligen Küste entfernt ereignet haben – das wird durch einen unscheinba- ren kleinen Landpflanzenzweig im oberen Teil der Fossilplatte belegt, dessen gut erhaltene Blattfiederung auf einen sehr kurzen Transportweg hindeutet. Die vielen metallisch-bunt schillernden Ammoniten (in sogenannter Pyrit-Erhaltung, nach dem »Katzengold«-Mineral) sind aber klare Indizien dafür, dass der Lebensraum des Urtiers das freie Meereswasser war. Auch wenn die Platte eigentlich mit dem Boden nach oben in der Vitrine liegen müsste – die dreidimensional erhaltenen Knochen und vor allem der scheinbar nach oben gereckte Schädel sind Markenzeichen dieses prachtvollen Ichthyosaurier-Fossils. Fossil eines Fischsauriers ( Ichthyosaurus communis ) Unterer Jura, Lias, 190 Mio. Jahre Länge: ca. 255 cm Fundort: Doniford Bay, Großbritannien Der Fischsaurier im Wohnzimmer

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