Katalog

180 Kat. 38 Haremsszene Dekkan-Mogul, spätes 17./ frühes 18. Jahrhundert Wasserfarben und Gold, 23,5×19,5 cm, Bild 17,9×14 cm Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv. Ca 122/9 Kat. 39 Eine Prinzessin in Verzweiflung Dekkan-Mogul, spätes 17./ frühes 18. Jahrhundert Wasserfarben und Gold, 22,8×19,4 cm, Bild 17,6×14,1 cm Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv. Ca 122/10 Prinzessin mit ihren Dienerinnen und der von Frauen umgarnte Herrscher. So fügt sich diese Herrscherdarstellung zu ähnlich komponierten Szenen aus dem zenana oder an literarische Stoffe angelehnten Bilderzählungen des Liechtenstein-Albums und der Schlegel-Sammlung. Die Anliegen, die diese Werke im Wesentlichen verfolgen, sind die mit zahlreichen dekorativen Elementen untermalte Verbildlichung von weiblicher Anmut und Schönheit und die Schilderung höfischer oder bukolischer Liebesszenen. Die Darstellung des Liebesverlangens im Bild der geduldig wartenden oder verzweifelten Geliebten greift auf die Motivwelt der nayika zurück. Diese in frühen Sanskrit-Quellen überlieferte Tradition der Allegorisierung verschiedener Stimmungslagen konnte in Tanz, Dichtung und Malerei gleichermaßen Anwendung finden und beeinflusste auch die Mogulmalerei. In Europa wurden Szenen dieser Art gern konsumiert und in Illustratio­ nen der Barockzeit aufgegriffen.  PKH Anmerkungen   |  1  Mit Dank an Dipanwita Donde für die Identifikation der Szene.  |  2  Vgl. z. B. in Dresden Inv. Ca 112/20 und Ca 110/26.  |  3  Marta Beccherini und Dipanwita Donde haben im Gesprächsaustausch über das Bild auf die hybriden Züge des Blattes hingewiesen: die ausgeprägte, lineare Binnenzeichnung und die untypische, von euro- päischer Grafik beeinflusste Darstellung der Wolkenformationen.  | 4  Ähnlich der Trachtenbilder aus Inv. Ca 114 (Kat. 3).  | 5  Losty 2012, S. 62–75, Nr. 25; Nekhnam Khan unter Nr. 25.11, S. 64. Die Parallelen zwischen Werken beider Konvolute, auf die Losty in seiner Publikation des Albums bereits hinweist (ebd., S. 62), kamen noch in der Vorbereitungsphase des Dresdner Forschungsprojektes anlässlich einer wissenschaftlichen Nachfrage der Galerie Galloway in Dresden ans Licht, in deren Folge Abbildungsmaterial ausgetauscht wurde. Wir danken Francesca Galloway und Christine Ramphal herzlich für die großzügige Unterstützung unserer Arbeit.  | 6  Weitere Vergleichswerke nennt Losty 2012, S. 62.  | 7  Ebd.; vgl. den Beitrag von Vandana Prapanna im vorliegenden Band.  |  8  Sie finden sich in zahlreichen europäischen Sammlungen. Signifikant im Hinblick auf den Vergleich zur Dresdner Sammlung ist besonders der Anteil von Arbeiten dieses Stils in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und in Schönbrunn (vgl. Kat. 85 und 86). Kat. 38 Kat. 39

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