Nike Nannt lässt den zeichnerischen Prozess so lange andauern, bis der Energiefluss stockt und ihre Bewegung endet; bis innere Bilder nach außen treten und Landschafts- oder Architekturanmutungen, Körperumrisse, Getier oder Pflanzenformen sichtbar werden; so lange, bis die Welt ihr Skelett sehen lässt. Manche Bildelemente entziehen sich dem Gegenständlichen und bleiben Linie, Fleck oder Kreis. Das Gezeichnete entspricht eher der Aufzeichnung eines körperlich-geistigen wie energetischen Prozesses. Das Papier ist Bildträger und Aktionsraum zugleich, worauf nicht nur Bilder, sondern auch Klänge, ein bestimmter Rhythmus, eine Sprache erzeugt werden. Und tatsächlich haben die Zeichnungen von Nannt mit Worten zu tun: Um 2022 entstand eine Reihe großformatiger Arbeiten, die sich auf die Lyrik des Berliner Künstlers Flanzendörfer beziehen. In einer Art intermedialem Dialog nimmt sie sich seiner Texte an und lässt die Worte durch ihre zeichnerischen Improvisationen wieder auf dem Papier erscheinen.
Nike Nannt (geb. 1997 in Langenau) studiert seit 2019 Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden.