Dorothée Antos

Das ehemalige Zwettler Hochaltarretabel (1525)

Historischer Kontext – Stilfrage – Werkstatt. Studia Jagellonica Lipsiensia 23

 
Herausgeber: Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa
316 Seiten, 204 Abb., farbig und sw
27 x 21 cm, Festeinband
Erscheinungsdatum 9.3.2023
ISBN 978-3-95498-727-6
49,00
Das ehemalige Hoch­altar­retabel der Zister­zienser­abtei­kirche Zwettl (Nieder­öster­reich) gehörte mit ursprünglich 19 Meter Höhe zu den größten Flügel­retabeln des späten Mittel­alters. Nicht weniger eindrücklich wirken der außer­gewöhn­lich expressive Stil und die hohe hand­werk­liche Qualität des heute allein noch erhal­tenen, 6,5 Meter hohen Mittel­schreins. Das Gewirr von jubilie­renden und singen­den Engeln, von exal­tierten, albtraum­haft wirkenden Aposteln, wulstigen Wolken­forma­tionen und virtuos wirbelnden Gewand­partien erfordert etwas Zeit, um das mariolo­gische Programm zu ent­schlüsseln. Dies unter­nimmt die vorliegende Arbeit und kann den monu­men­talen, 1525/26 voll­endeten Auftrag des huma­nistisch gebildeten Abtes Erasmus Leisser (1512–1545) als frühe Reaktion der altkirchlich gesinnten Wiener Kreise auf die reforma­tori­sche Bewegung Martin Luthers dingfest machen. Mit Johann IV. von Kuenring-Seefeld (1481–1513) lässt sich zudem ein weiterer Beteiligter an dem Groß­auftrag aus der Familie der einstigen Kloster­stifter nach­weisen. Stil und Werkstatt­zusammen­hänge werden umsichtig analysiert, mit dem Ergebnis, dass her­kömmliche einseitig-eindeutige Inter­preta­tionen von Stil als alleini­gem Ausdruck eines »genialen« Werkstatt­leiters hier nicht zu befrie­digenden Ergeb­nissen führen. Der Personal­stil einzelner Beteiligter lässt sich nicht klar ausein­ander­dividieren, ein »Meister« nicht bestimmen. »Stil« wird vielmehr dem inhaltlich und theologisch gewünsch­ten Ergebnis dienstbar gemacht.